Aus der Reisemedizin- das Zika Virus

veröffentlicht von am 20. Jan , 2016

In den letzten Monaten häufen sich Nachrichten über eine virale Erkrankung bei Schwangeren, die zu schweren Fehlbildungen beim Neugeborenen führen kann. Nachfolgend hierzu eine Stellungnahme der deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. Der Text ist zwar in erster Linie an Fachpersonal gerichtet, die wesentlichen Aussagen sind aber hervorgehoben.

Wegen des Risikos schwerer Fehlbildungen (insbesondere Mikrozephalie) bei Ungeborenen raten das Auswärtige Amt, die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft und die US-amerikanischen Centers für Disease Control (CDC) schwangeren Frauen, Reisen in Gebiete zu vermeiden, in denen das Zikavirus ausgebrochen ist.

Vorkommen in Mittel- und Südamerika, aber auch Thailand

Betroffen sind insbesondere mittelamerikanische Staaten und Länder des nordöstlichen Südamerika, aber auch Thailand. In Brasilien haben die Behörden von Oktober 2015 bis Anfang Januar über 3.500 Neugeborene mit Fehlbildungen des Schädels registriert (zuvor im Durchschnitt nur 163 pro Jahr).

Das Flavivirus zirkuliert bereits seit Jahrzehnten in einigen asiatischen Gebieten (z.B. Indien, Pakistan) und auf Inselstaaten im pazifischen Raum. Es wird durch Stechmücken der Gattung Aedes – ebenso wie die Erreger von Dengue und Chikungunya – von Infizierten auf Gesunde übertragen. Vier von fünf Infektionen verlaufen symptomlos, ansonsten dominieren Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, gelegentlich eine Konjunktivitis ( Bindehautentzündung) und ein knotig-fleckiger Hausausschlag.

Die Zusammenhänge mit den Fehlbildungen sind nicht bewiesen, aber aufgrund der vorliegenden epidemiologischen Daten wahrscheinlich. Es wird auch über eine Assoziation mit dem Guillain-Barré-Syndrom diskutiert.

Die folgende Abbildung des europäischen Zentrums für Infektionskrankheiten (ECDC) in Stockholm vom 19. Januar 2016 zeigt die aktuellen Ausbruchsgebiete.

 

 

Zika_outermost_regions

 

Empfehlungen des RKI

Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) hat im Epidemiologischen Bulletin vom 18.1.2016 folgende Empfehlungen publiziert:

Empfehlungen für Reisende in betroffene Länder

·       Reisende in tropische Länder auf allen Kontinenten sollten über den aktuellen Stand der Infektionen mit dem Virus in der Region unterrichtet sein und sich in geschlossenen Räumen und im Freien gegen Stechmücken schützen, u. a. durch Insektenschutzmittel (Repellents), bedeckende Kleidung und in nicht klimatisierten  Zimmern, Nutzung von intakten Fenster- oder Bettnetzen.

·       Reisende, die innerhalb von drei Wochen nach der Rückkehr aus einem betroffenen Gebiet Symptome entwickeln, die auf eine Infektion mit dem Zikavirus hindeuten, sollten einen  Arzt aufsuchen und auf die Reise hinweisen. Eine umfassende Zikavirus-Diagnostik bietet in Deutschland beispielsweise das Bernhard-Noch-Institut für Tropenmedizin (Nationales Referenzzentrum  für  tropische  Infektionserreger) in Hamburg an. Es sollte immer auch eine Urinprobe für den Virusdirektnachweis (RT-PCR) eingeschickt werden.

·       Schwangere, die in Gebieten unterwegs waren, in denen das Zikavirus übertragen wird, sollten ihren Frauenarzt bei Vorsorgeuntersuchungen darauf hinweisen.

·       Schwangere, Menschen mit einer Immunstörung oder einer anderen schweren chronischen Krankheit sowie Reisende mit kleinen Kindern sollten vor der Reise den Hausarzt aufsuchen oder sich von einer reisemedizinischen Einrichtung beraten lassen. Die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft (DTG) empfiehlt Schwangeren, Reisen in bekannte Zikavirus-Ausbruchsgebiete möglichst zu vermeiden, und bei unvermeidlichen Reisen auf konsequenten Mückenschutz zu achten. Das Auswärtige Amt schließt sich dieser Empfehlung  z.B. für Endemiegebiete in Brasilien an.

Auf der Seite des Robert-Koch-Instituts finden Sie alle relevanten Hinweise und Links u.a. zur

–  Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin,
–  zum Merkblatt des Gesundheitsdienstes des Auswärtigen Amtes,
– ECDC (Europäisches Zentrum für Infektionskrankheiten),
– CDC (US Centers for Disease Control) und
–  zum Epidemiologischen Bulletin 2-2016