Cholesterin und die Cholesterinsenker- die Statine

veröffentlicht von am 10. Sep , 2015

Das Cholesterin, dieser Stoff, der für viele lebenswichtige Moleküle des Körpers als Grundgerüst dient, hat einen zweifelhaften Ruf. „Ein zu hohes Cholesterin ist schädlich, also weg damit!“ – so war jahrzehntelang der einhellige Schlachtruf quer durch die Gesellschaft.

Mittlerweile ein Wechsel

Dank ausgedehnter Studien über Generationen und in grossen Kollektiven sehen wir dies mittlerweile deutlich differenzierter. Das Gesamt-Cholesterin wird jetzt eingeteilt in „schlechtes“ LDL (lass-das-lieber) Cholesterin und „gutes“ HDL ( hab-dich-lieb) Cholesterin. Wir wissen dass bestimmte Nahrungsmittel den HDL-Spiegel günstig beeinflussen und in den Leitlinien wird davon Abstand genommen generell eine cholesterinarme Diät zu empfehlen. Die im Blut bestimmten Werte des Gesamt-Cholesterins, des HDL und LDLs werden zur allgemeinen Risikoabschätzung herangezogen und in ein umfassenderes Bewertungssystem eingegliedert. In dieses gehen z.B. Faktoren wie Lebensgewohnheiten/ Nikotinkonsum/ Alter / Geschlecht/ Blutdruckerkrankung/ familiäre Disposition u.a. Faktoren ein. Ein dazu erstelltes Programm deutscher Universitäten und der Gesellschaft für Allgemeinmedizin namens Arriba ist auch in unserer Praxis ein etabliertes Werkzeug.

Und wozu die Medikamente

Es gibt mehrere nationale und internationale medizinische Leitlinien, die sich mit der Rolle des Cholesterins und seiner Senkung mittles Medikamenten beschäftigen. In erster Linie sind hier die Statine zu nennen. Der Einsatz der Statine wird je nach Leitlinie unterschiedlich bewertet. Die eine orientiert sich an dem Wert des LDL, die andere schlägt für alle mit bestimmten Erkrankungen einfach eine allgemeine Dosis vor, die nächste berechnet erst ein Risiko und will dann bestimmte Werte erreichen. Babylon lässt grüßen.

Einig sind sich alle darin, nach Erkrankungen des Herz- Kreislaufsystems wie z.B. einem Herzinfarkt Statine zu verabreichen. In Studien wurde nachgewiesen, dass hierdurch das Risiko für weitere Infarkte langfristig gesenkt werden und das Überleben nach einem Infarkt verbessert werden kann.

Also schlucke ich jetzt das Zeug?!

Wie jedes Medikament so haben auch die Statine, von denen es insgesamt derzeit 7 verschiedene Präparate gibt, ihre spezifischen Eigenschaften. Simvastatin ist zwar in Deutschland das meistgenutzte aber nicht unbedingt das am besten geeignete. Hervorzuheben ist das Risiko der sogenannten Myopathien , also der Muskelerkrankungen, die durch die Statine ausgelöst werden können. Im deutschen Ärzteblatt wurde erst kürzlich wieder darüber berichtet. Dieses Risiko betrifft alle Statine, ist also ein sog. Klasseneffekt. Treten aber besondere Interaktionen, d.h. Wechselwirkungen, mit anderen Medikamenten auf, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine spezielle Form der Muskelerkrankung enorm. Unsere so oft genutztes Simvastatin ist von diesen Wechselwirkungen leider besonders stark betroffen. Ursächlich hierfür ist der Abbauprozess des Simvastatins über ein bestimmtes Enzym: das Cytochrom p450 3A4. Die Arzneimittelkomission der deutschen Ärztschaft hat hierzu einen Flyer entwickelt, in dem einige der relevanten Medikamente gelistet werden. Das Medikament Ticagrelor, welches zunehmend gerade bei Herz- Kreislauferkrankungen eingesetzt wird, fehlt in der Liste leider.

Ne, ne, dann nehm ich das nicht mehr!

Moment – so schnell schießen die Preussen nicht! Wenn Sie Fragen zu den genannten Medikamenten haben, setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Gerade die Statine sind in der Therapie der Herz-Kreislauferkrankungen von besonderer Rolle und haben gemessen an ihrer unbestrittenen Wirkung ein sehr günstiges Nebenwirkungsprofil. Sollten Sie evtl. muskuläre Beschwerden im Zusammenhang mit der Medikation bemerkt haben, so ist es vielleicht notwendig die Medikation anzupassen. Sprechen Sie uns an.