Update am 17.3.+ Ein Hinweis wegen der diversen Warnungen vor Medikamenten und Covid-19

veröffentlicht von am 15. Mrz , 2020
Update am 17.3.+ Ein Hinweis wegen der diversen Warnungen vor Medikamenten und Covid-19

Unzählige Empfehlungen im Internet

In den vergangenen Tagen stieg die Anzahl der Experten, Vorschlägen und Warnungen zu Covid-19 in enger Korrelation mit der exponentiellen Kurve der Infektionen. Mit anderen Worten je mehr sich die Infektion verbreitet umso mehr schlaue Leute und kluge Tipps gibt es, die aber wie in ähnlich gelagerten Fällen im Grunde nur Halbwahrheiten, persönliche Meinungen und Nachgeplappertes sind.

Aktuell gibt es ein für Betroffene relevantes Gerücht, das im Netz die Runde macht.

Aufgrund pathophysiologischer Überlegungen wird vermutet, daß die chronische Einnahme von bestimmten Medikamenten die Erkrankung  Covid- 19 verschlimmert. Hintergrund ist die Beobachtung, daß ein erhöhter Blutdruck und die Zuckerkrankheit mit einem schlechterem Krankheitsverlauf assoziiert sind als z.B. Lungenerkrankungen. Was ja an sich bei einer Erkrankung, die vornehmlich die Lunge betrifft,  erstmal verwundert.

Also hat man sich u.a. auch die Medikamente angesehen, die die Betroffenen üblicherweise einnehmen. Und siehe da ACE- Hemmer ( z.B. Captopril, Enalapril,Ramipril) und AT-1 Blocker ( z.B. Candesartan, Valsartan, Losartan) und Glitazone ( hierzulande kaum verwendet) und Ibuprofen erhöhen die Konzentration eines bestimmten Enzyms, das der Coronavirus benötigt, um in uns wirksam zu werden. Die Folgerung ist, dass diese Medikamente die Menschen im Falle einer Infektion noch kränker machen. Man sollte sie also weglassen.

Gibt es denn Beweise für die Hypothese?

Nein- es gibt bisher keinen Beweis, der diese Hypothese unterstützt. Es gibt Untersuchungen an Tieren, die sogar einen Schutz durch ACE- Hemmer andeuten. Und es gibt keinen Hinweis, daß z.B. an Arthrose Erkrankte oder Rheumatiker, die ja häufiger Ibuprofen einnehmen, besonders stark erkranken.

Die europäische Gesellschaft der Kardiologen hat deswegen auch eine weitere Einnahme der bisherigen Medikamente empfohlen. Aus meiner Sicht sollte niemand die Blutdruckmedikation mit Prilaten oder Sartanen mal eben wegen einer Hypothese, die im Internet kursiert, absetzen. Weshalb die genannten Erkrankungen mit einem schwereren Verlauf assoziiert sind, kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen. Vielleicht ist es ein statistischer Fehler, vielleicht findet sich eine andere pathophysiologische Erklärung- das muss man abwarten.

Nach unserem Urlaub kann jeder gerne wegen einer Umstellung einen Termin ausmachen, so sich diese Hypothesen erhärten sollten.

Ansonsten sollte sich jeder und jede an die Empfehlungen der Behörden und des RKI halten und nicht auf die vielen wirren Stimmen des Internets hören. Was wir in dieser Situation brauchen sind nicht sinnfreie Schuldzuweisungen, hanebüchene Heilsversprechen oder Egoismus sondern Solidarität und Vernunft. Und eine Prise Humor kann auch nicht schaden.

Update: 17.3. abends

Aktuell wird berichtet die WHO habe vor der Verwendung von Ibuprofen in Zusammenhang mit grippalen Symptomen gewarnt. Klingt nach einem Donnerschlag – ist es aber nicht. Also eigentlich hat ein Sprecher auf einer Konferenz davon abgeraten, es zu nehmen. Es findet sich nach wie vor kein offizielles Statement. Worauf er sich beruft ist unklar und es gibt nach wie vor nur 1 chinesische Originalveröffentlichungen, die allenfalls eine Hypothese mit sehr schwacher Datenbasis wiedergibt . Dazu ein kleiner Artikel im British Medical Journal, der ein paar Aussagen von Ärzten quer über die Welt verteilt, auflistet. Der französische Gesundheitsminister hat mal eben Cortison und Ibu in einen Topf geworfen, der nächste Claqueur empfiehlt stattdessen ASS und noch einer meint Ibuprofen zerstöre die Immunabwehr.

Fakten?

Das sind alles nicht wirklich “ harte Daten“ und man hat schon oft genug nach solchen Wellen gesehen, daß es alles nur Schaumschlägerei war. Nebenbei bemerkt wird in dem letzten Artikel unverhohlen für ein anderes teures Medikament Werbung gemacht, das bei mal gerade bei 1 (!) Patienten geholfen habe. Inwiefern es wirklich was bringt sollen Studien erweisen.

Was nun?

Das einzige von dem ich zum gegenwärtigen Zeitunkt abraten würde, ist Ibuprofen, das , wie ich weiter oben ausführte, wirklich pathophysiologisch eine Funktion wahrnehmen könnte und zu einer Verschlechterung von CoVid-19 führen könnte. Cortison und ASS bewirken nach meinem Kenntnisstand keine Veränderung, die direkt das Virus betrifft und sollten weiter genommen werden. Ich würde Ibuprofen absetzen, nicht, weil ich von der schädlichen Wirkung überzeugt wäre, sondern weil es Alternativen gibt (z.B. Paracetamol) . Man macht also nichts falsch wenn man es derzeit nicht einnimmt.