Hochresistente Keime- der Europäische Antibiotikatag am 18.11.2018
Infektionen mit hochresistenten Keime nehmen zu
Es gibt zahlreiche Hinweise, dass auch in Deutschland die Problematik der Antibiotikaresistenz zunimmt. In den letzten Jahren standen vor allem die gram-positive Infektionserreger wie Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) im Vordergrund des Interesses und mittlerweile kennt jeder jemanden, der in einer Klinik mit dem “ Krankenhauskeim“ angesteckt wurde. Die Ausbreitung des MRSA ist zwar rückläufig aber es gibt allerdings auch die Glykopeptid-resistente Enterokokken (VRE) sowie zunehmend die gram-negativen Infektions Erreger, die neben anderen Antibiotikagruppen auch gegen alle ß-Laktamantibiotika resistent sind.
Die Antibiotikaresistenzentwicklung hat zwei entscheidende Grundlagen:
- das Vorhandensein von resistenten Erregern und von übertragbaren Resistenzgenen. Die Keime sind meist schon jahrelang in der Umwelt vorhanden und werden also nicht im Krankenhaus „erzeugt“. Anschaulich wurde dies gezeigt an Untersuchungen an Menschen, die noch nie mit der modernen Zivilisation in Berührung kamen und daher noch nie die Chance hatten Antibiotika einzunehmen: selbst sie hatten den MRSA im Darm.
- den durch den Antibiotikaeinsatz zugunsten dieser Keime ausgeübten Selektionsdruck. Erst wenn wir das Mikrobiom dem Einfluss von Antibiotika aussetzen vermehren sich die hochresistenten Keime in bedrohlichem Ausmaß.
Hat das im Alltag Konsequenzen?
Nun die kühlere Jahreszeit ist verbunden mit einem jährlichen üblichen Anstieg der Erkältungskrankheiten- sprich den ARI : akute respiratorische Infekte. Auf den Seiten des Robert- Koch- Institutes finden sich entsprechende Statistiken dazu wie z.B. den aktuellen Wochenbericht zur Influenzaentwicklung ( Link auf der rechten Seite als PDF).
Und wie man unschwer der entsprechenden Wochenstatistik entnehmen kann ist der weit überwiegende Anteil der akuten Atemwegsinfektionen auf Infektionen mit Viren zurück zuführen.
Am Europäischen Antibiotikatag soll der hervorragenden Bedeutung einer rationalen Antibiotikatherapie gemahnt werden. Passend dazu das folgende Poster ( bitte klicken).
Wir untersuchen in unserer Praxis regelmäßig mittels hochmoderner Blutanalysen
ob es Hinweise auf eine bakterielle Entzündung gibt. Nur dann, wenn man sich sicher ist, sollten Antibiotika zum Einsatz kommen, um der Ausbreitung hochresistenter Keime entgegenzuwirken. Den gegen Viren hilft Penicillin genauso wenig wie eine Ritterrüstung aus dem Mittelalter.
Und noch etwas : es ist falsch, war schon immer falsch und ich werde auch nicht müde, es zu wiederholen: man muss nicht alle Tabletten einer Packung einnehmen, sondern individuell in Abhängigkeit von der Person und der Krankheit die Therapiedauer bestimmen. Also nur so lange mit Antibiotika therapieren wie unbedingt nötig unbenommen der Tabletten, die noch nicht geschluckt sind.